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Kreatin hat offenbar das Zeug zum Wundermittel: Es
stärkt nicht nur die Muskeln, sondern nach neuesten Erkenntnissen auch
das Hirn. Der Preis könnte allerdings die Einsamkeit sein: Kreatin-Konsumenten kriegen Mundgeruch und Blähungen.
Unter Sportlern sind die positiven Effekte von Kreatin
schon seit langem bekannt: Die Verbindung hilft den Zellen, ihren
Vorrat an ATP aufzufüllen, der unmittelbaren Kraftquelle für zelluläre
Vorgänge wie etwa die Muskelkontraktion.
Auch Denken kostet Energie. “Jeder Denkvorgang wird durch den
vorhandenen Treibstoff begrenzt”, sagt Catherine Rae, Biochemikerin an
der University of Sydney. Da bekannt sei, dass Kreatin
eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des Energieniveaus im
Gehirn spiele, sei es eine “einleuchtende Hypothese, dass ein Kreatin-Zusatz in der Ernährung die Hirnfunktion stärken könnte”.
Das von Rae geleitete Team unternahm einen Versuch mit 45 jungen
Vegetariern. Sie erschienen den Forschern geeigneter, da der menschliche
Körper über Fleisch und Fisch Kreatin aufnimmt. Allerdings, schränkte
Rae ein, müsste man täglich rund zwei Kilo Fleisch verputzen, um die
fünf Gramm Kreatin zu bekommen, mit denen die Probanden versorgt wurden und die auch unter Sportlern als übliche Dosis gelten.
In der Studie erhielt eine Probanden-Gruppe sechs Wochen lang Kreatin,
während eine andere ein Placebo zu sich nahm. Danach tauschten die
beiden Gruppen für weitere sechs Wochen die Rollen. Beim abschließenden
Gedächtnistest mussten sich die Teilnehmer Ketten von Zufallszahlen
merken und sie in umgekehrter Reihenfolge aufsagen. Zur Messung der
allgemeinen Intelligenz kamen Ravens Progressive Matrizen zum Einsatz,
eine Methode, die üblicherweise zur IQ-Ermittlung benutzt wird und
kulturelle Faktoren weitgehend ausschließen soll.
Die Ergebnisse waren eindeutig: Bei Gedächtnistest etwa behielten die Kreatin-Konsumenten
im Schnitt achteinhalb Ziffern im Gedächtnis, die Placebo-Kandidaten
schafften nur sieben. Auch beim IQ-Test zeigten sich deutliche
Unterschiede. “Das bestätigt die bedeutende Rolle der Energiekapazität
für die Leistung des Gehins”, meint Rae.
Unklar ist bislang, ob die positive Wirkung über die gesamte Zeit der
Behandlung anhält oder mit der Zeit nachlässt. Zumindest aber, meint
Rae, könne Kreatin ein machtvolles Mittel für solche Zeitgenossen sein,
die kurzzeitig Hirnpower benötigten – wie etwa Studenten vor Prüfungen.
Nebenwirkungen von Kreatin seien bisher nicht
bekannt – bis auf eine, wie Rae einräumt: “Es macht einen zu einer
weniger gut duftenden Person.” Eine diplomatische Beschreibung für das,
was die Forscher zwölf Wochen lang durchmachen mussten: Die Probanden
rochen aus dem Mund und furzten ausdauernd
Originalartikel http://www.spiegel.de