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Die Artikel und Bücher über die angeblich effektivsten Übungen füllen
Regale und widersprechen sich teilweise deutlich. Sportwissenschaftler
versuchten in den letzten Jahren, mittels naturwissenschaftlichen
Messungen Klarheit zu schaffen. Vor allem die EMG-Messung, mit der die
elektrischen Impulse, die zur Muskelaktivierung ausgesendet werden,
gemessen werden, sollte Aufschluss darüber geben, welche Übung denn
jetzt die effektivste ist. Die Ergebnisse überraschten – und erweisen
sich bei näherer Betrachtung als fragwürdig.
Im deutschen Sprachraum sind vor allem die Studien von Wend-Uwe
Boeckh-Behrens und Wolfgang Buskies bekannt, weil sie auch Eingang in
die populärwissenschaftliche Sportliteratur fanden. Boeckh-Behrens und
Buskies verfassten mehrere Bücher (z. B. “Supertrainier Schultern, Arme,
Brust”) mit dem vollmundigen Untertitel “Die effektivsten Übungen”.
Darin stellen sie für jede Körperpartie eine genaue Rangfolge der
Übungen auf, die auf den Ergebnissen ihrer EMG-Messungen beruht.
Die Bücher stießen bei erfahrenen Kraftsportlern und Bodybuildern auf
Ablehnung, denn sie widersprachen teilweise völlig ihren
Trainingserfahrungen. Auf Kritik stieß ebenfalls die Auswahl der
Übungen. So wurden die gängigen Übungen für Serratus (Überzüge) und
Trapezius (Schulterheben, aufrechtes Rudern) scheinbar nicht untersucht.
Auch unter Sportwissenschaftlern wurden die Ergebnisse von
Boeck-Behrens und Buskies in Zweifel gezogen. Kritisiert wurden vor
allem methodische Schwächen der Studien, die ihren Wert vollständig in
Frage stellen: Die Messergebnisse von EMG seien zu ungenau und unsicher
und die Anzahl der Probanden daher zu gering gewesen usw. Außerdem wurde
grundlegend in Frage gestellt, inwiefern sich von EMG-Werten auf
bestimmte Trainingsergebnisse schließen lässt.
Ich will nicht dahingehend missverstanden werden, dass ich
wissenschaftliche Methoden grundsätzlich ablehne. Schließlich beruht
jedes Training, auch meines, auf wissenschaftlichen Ergebnissen. Ich
möchte nur verdeutlichen, dass Studienergebnisse, die in der
populärwissenschaftlichen Literatur oft als gesicherte Erkenntnisse
dargestellt werden, in Wahrheit in der Fachwelt oft umstritten sind, und
will etwas zum Nachdenken darüber anregen, was für den Sportler bei der
Zusammenstellung seines Trainingsplans den Vorrang haben sollte: Seine
subjektiven Erfahrungen (oder die anderer), oder vermeintlich gesicherte
neue Erkenntnisse der Sportwissenschaft.