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Die Schweizer Briefträger haben einen Zusatzjob
gefasst. Neuerdings sollen sie bei ihren Kunden an der Haustür klingeln
und diese davon überzeugen, ihre Stopp-Werbung-Kleber von den
Briefkästen zu entfernen. Jeder zweite Haushalt schützt sich damit vor
unerwünschter Werbung. Der Post passt das gar nicht, denn diese
Massensendungen sind für sie eine wichtige Einnahmequelle.
Deswegen hat sich die Post nun vorgenommen, die Stopp-Werbung-Sticker um ein Prozent zu senken, wie der «Blick»
schreibt. Dies bestritt das Unternehmen jedoch bis anhin. Jetzt packen
betroffene Briefträger aus. «Dass es keine Zielsetzung von einem Prozent
gebe, ist eine Unwahrheit», sagt Marion W.* zur Zeitung. Aus Angst vor
einem Jobverlust will sie anonym bleiben. «Bis zum Jahresende muss
jeder im Team vorerst zwei Stopp-Werbung-Kleber rückgängig machen», so
W.
«Pro entfernten Kleber gibt es einen Strich»
Dieser
Auftrag hat sich nun zu einem harten Wettkampf unter den Pöstlern
entwickelt. Die Teamleiter der Briefträger haben in den Pausenräumen
Listen aufgehängt: Auf der einen Seite stehen die Namen der Kunden , die
ihre Aufkleber wieder entfernen sollen, auf der anderen jeder einzelne
Mitarbeiter. «Pro entfernten Kleber kriegt der erfolgreiche Mitarbeiter
einen Strich hinter seinen Namen», sagt Pöstler Kurt S.*
Ausserdem
verteilt die Post an jeden Briefträger einen Leitfaden. Dieser enthält
fixfertige Antworten, um kritische Einwände der Kunden zu entkräften.
Die Post ermuntert auf der Anleitung auch zur Eigenwerbung für die
Werbesendungen.
«Nötigung» der Mitarbeiter
«Effizienz-
und Arbeitsdruck sind gross in der Zustellung und werden durch solche
zusätzlichen Vorgaben noch verstärkt», sagt Bruno Schmucki, Sprecher der
Gewerkschaft Syndicom zum «Blick». Das Ziel von einem Prozent sei zwar
freiwillig. Wenn Teamleiter aber daraus einen Wettkampf machten und so
moralischen Druck aufbauten, sei das problematisch.
Sara Stalder
vom Konsumentenschutz ist entsetzt: Das Vorgehen der Post sei eine
«Nötigung» der Mitarbeiter. Auch für die Kunden sei es eine Zumutung:
«Die Post soll dem Willen der Konsumenten Respekt zollen, die sich vor
der Werbeflut schützen wollen.»
Die Post hingegen sieht kein
Problem: «Den Leiter der 1000 Zustellteams steht es frei, einen
Wettbewerb zu starten», so Sprecher Oliver Flüeler. Individuelle
Kleber-Ziele gebe es keine. «Es liegt auch im Interesse der Zusteller,
dass die Stopp-Werbung-Kleber abnehmen.» Schliesslich helfe das auch,
die Auslastung und Arbeitsplätze in der Zustellung zu sichern.
*Namen bekannt